Umsetzung des Moduls "Interkulturelle Woche PRISMA"
Konzept und Ziele zum Zeitpunkt der Antragstellung
Die interkulturelle Woche PRISMA ist seit mehreren Jahren ein wichtiges kulturelles Ereignis in Döbeln, welches in erster Linie Begegnung fördern, aber auch konzentriert Themen in den Fokus von Veranstaltungen setzen soll, die ein gleichberechtigtes Miteinander zwischen alteingesessenen und neu zugewanderten Döbelner_innen erschweren oder fördern. Dabei schauen wir natürlich auch weit über die Grenzen der Stadt Döbeln hinaus. Der Treibhaus e.V. ist hier maßgeblicher Initiator und Koordinator der PRISMA und wird dabei von einigen Vereinen und anderen Institutionen sowie Einzelpersonen unterstützt.
Eine Interkulturelle Woche - Ein bisschen Exotik, ein wenig Betroffenheit? Beabsichtigt ist mit dieser Aktionswoche etwas anderes: in größeren Städten entwickelt sich seit einigen Jahren unter dem Begriff der Interkulturellen Wochen ein Ereignis, welches sich zunehmend vom Abbild typischer kulturalistischer Klischees befreit. Diesen Charakter erhoffen wir uns auch für die PRISMA und arbeiten jährlich daran. Auch wenn der Anteil der im Landkreis Mittelsachsen lebenden Migrant_innen nicht mit dem in Großstädten vergleichbar ist, ist das Veranstaltungsprogramm aus kulturellen, bildungspolitischen und interaktiven Bausteinen und dessen Wirkung in der Regel sehr vielseitig.
Die an der Vorbereitung Beteiligten haben sich auf Leitideen verständigt, die zum Beispiel lauten:
- Einander wahrnehmen - kennen lernen – näher zusammen rücken
- Integration geht alle an
- kulturelle Vielfalt nutzen
Weder soll es eine Woche werden, in der sich "Ausländer_innen präsentieren", noch soll es ein "Reden über..." werden. Stattdessen ist ein selbstkritischer Blick auf den Integrationsbetrieb gefragt. Vorannahmen und Zuschreibungen sollen vermieden und keine stereotypen Vorstellungen über die "Fremden" und ihre "Kulturen" verfestigt werden. Die in Döbeln lebenden Migrant_innen sind dabei bestmöglich an der Organisation und der Umsetzung zu beteiligen, sonst sind diese Ziele nicht umsetzbar. An dem Ziel, ein breites Spektrum an regionalen Akteur_innen wie Stadtverwaltung, Gemeinwesenprojekte, Schulen, Kulturschaffende, Wohlfahrtsverbände, Kirchen etc. einzubeziehen, muss beständig gearbeitet werden. Die Veranstaltungen sollen möglichst viele Themen abdecken: Integrations-, Zuwanderungs- und Asylpolitik, Antirassismus, Eine-Welt-Themen und natürlich interkulturelle und interreligiöse Begegnung.
Ein hohes Maß an ehrenamtlicher Unterstützung ist zur erfolgreichen Umsetzung der PRISMA zwingend notwendig.
Vorbereitung und Planung
Die Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie wird in mehr als 450 Städten u.a. durch Initiativgruppen, migrantische Organisationen, Kommunen und Integrationsbeauftragte gestaltet. In Döbeln existiert die interkulturelle Woche „PRISMA“ auf Initiative des Treibhaus e.V. hin seit 2005.
Mit dem Ziel, die interkulturelle Woche „PRISMA“ zunehmend als gemeinsames Projekt verschiedener Initiativen und Vereine der Stadt Döbeln zu etablieren, organisierten wir in den drei Jahren ca. ab Januar offene Vorbereitungstreffen, zu denen wir potentiell Interessierte auf verschiedenen Wegen einluden. Darüber hinaus fand in Vorbereitung auf die interkulturelle Woche 2011 eine öffentliche Zukunftswerkstatt im November 2010 statt, welche durch Mitarbeiter_innen des Treibhaus e.V. organisiert und moderiert wurde.
In ca. fünf Vorbereitungstreffen pro Jahr diskutierten wir mit den anwesenden Kooperationspartner_innen bspw. grundsätzliche Ideen zur Organisation und Durchführung der „PRISMA“, sammelten Ideen und Vorschläge für Veranstaltungen, trafen Vereinbarungen bzgl. der Programmkoordination und diskutierten Strategien der Öffentlichkeitsarbeit.
Umsetzung
Im Anschluss an die bereits erwähnten Vorbereitungstreffen wurden die einzelnen Veranstaltungen durch die jeweils verantwortlichen Kooperationspartner_innen durchgeführt und begleitet.
Die Öffentlichkeitsarbeit fokussierte sich in allen drei Jahren, in denen die interkulturelle Woche hauptverantwortlich im Rahmen des Modellprojektes „Encuentro“ organisiert wurde, auf Plakate, Flyer, Programmhefte, Lokalpresse, die Bewerbung über Email und soziale Medien sowie über die Homepages des Treibhaus e.V. und die Projekthomepage.
Im Jahr 2012 wurde das Programmheft zur interkulturellen Woche erstmals zweisprachig gestaltet.
Programmüberblick Interkulturelle Woche „PRISMA“ 2011
August 2011: Logowettbewerb "PRISMA - Na logo ?!"
September 2011: Schüler_innen-Aktion "Döbeln im Jahr 2030"
20.09.2011: "Alle Kinder dieser Welt" Kurzfilmnachmittag und Mitmachküche für Kinder im Café Courage
21.09.2011: Argumentationstraining gegen rassistische Parolen im Café Courage
21.-23.09.2011: Pantomime-Workshop im Frauenzentrum „Regenbogen“ e.V.
22.09.2011: Alternativlesung und Diskussionsveranstaltung zur Lesung von T. Sarrazin im Café Courage
23.09.2011: Druckworkshop im Haus der Demokratie
24.09.2011: Aufführung der Pantomime-Workshopergebnisse im Frauenzentrum „Regenbogen“ e.V.
25.09.2011: PRISMA-Eröffnungsveranstaltung im Wettinpark Döbeln
26.09.2011: Fest der Vereine in der Turnhalle Burgstraße
27.09.2011: Tag der Begegnung mit der jüdischen Gemeinde aus Chemnitz im Frauenzentrum „Regenbogen“ e.V.
27.09.2011: Jonglageworkshop an der Flüchtlingsunterkunft Döbeln
28.09.2011: Podiumsdiskussion "Offen für alle(s)? Wie integrationswillig ist die "deutsche Leitkultur"? Von Kopftuchmädchen, Parallelgesellschaften und anderen Grenzziehungen." in der Rathausdiele
29.09.2011: Weltbewusst - Stadtrundgang "Was hat mein Konsum mit der Welt zu tun... und was kann ich beeinflussen?" im Stadtgebiet Döbeln, mit anschließendem Film im Café Courage
30.09.2011: Maultrommelworkshop im Café Courage
30.09.2011: Kultureller Lampionumzug durch Döbeln
01.10.2011: PRISMA-Abschlusskonzert im Café Courage (mit Nadishana, den Pluggwhizzards und Andiareas)
Programmüberblick Interkulturelle Woche „PRISMA“ 2012
13.09.2012: "Wer sind sie? Die Spätaussiedler und ihre Integrationsarbeit im Kreis" Kurzvortrag und Ausstellung im Rathaus Döbeln
17.09.2012: Vernissage "Global Generation: Lebenslinien - Menschen in Afrika und Europa" und Erzählcafé im Café Courage
18.09.2012: Siebdruckworkshop im Haus der Demokratie
20.09.2012: Filmabend "white charity" im Café Courage
21.09.2012: Friedenslauf im Stadtgebiet Döbeln
21.09.2012: Buchlesung mit Mutlu Ergün "Kara Günlük – Die geheimen Tagebücher des Sesperado" im Café Courage
22.09.2012: Stadtrundgang "Zwangsmigration unterm Hakenkreuz - Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter_innen während des 2.Weltkrieges in Döbeln"
23.09.2012: PRISMA-Eröffnungsveranstaltung im Wettinpark Döbeln
24.09.2012: Kinderfestival (Integration durch Sport und Spiel) in der Sporthalle Burgstraße
24.09.2012: Capoeira Angola & Berimbau-Workshop Teil I im Café Courage
25.09.2012: Capoeira Angola & Berimbau-Workshop Teil II im Café Courage
25.09.2012: Vortrag "Die Welt schwarz/weiß? - Koloniale Spuren in unserem Alltag" im Café Courage
27.09.2012: Orientalischer Kindernachmittag im Frauenzentrum "Regenbogen" e.V.
27.09.2012: Vorstellung "Sechzehn Verletzte" im Theater Döbeln
28.09.2012: Kultureller Lampionumzug "Zusammen in Bewegung - gleiche Rechte für alle Menschen!" durch Döbeln
29.09.2012: PRISMA-Abschlusskonzert im Tanzhaus Central Döbeln mit Noiseaux // Anlaogue Birds // DJ Inti
Programmüberblick Interkulturelle Woche „PRISMA“ 2013
19.08.-23.08.2013: Rap-Workshop mit Kindern im Haus der Demokratie
14.09.2013: "Sport verbindet" - Interkulturelles RaDeLn in der Region Roßwein-Döbeln-Leisnig
20.09.2013: Friedenslauf des Döbelner SV "Vorwärts" im Stadtgebiet Döbeln
21.09.2013: Kreisweite Eröffnungsveranstaltung zur Interkulturellen Woche im Jugend- und Freizeitzentrum „Checkpoint“, Waldheim
22.09.2013: Eröffnungsbrunch zur PRISMA im Wettinpark Döbeln, u.a. mit Clowns-Satire, Aufführung im Rahmen des Rap-Workshops „United Kids“, Vortrag Bon Courage e.V. zur Lebenssituation Asylsuchender in Sachsen, Fotografie-Workshop des Fotoclub „Objektiv 70“ und der Ausstellung: „Eingeschlossen:Ausgeschlossen - Perspektiven geflüchteter Menschen auf die Wartscheschleife Asyl“
22.09.2013: Interkultureller Gottesdienst der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Döbeln in der Kirche St. Nicolai, Döbeln
23.09.2013: Kinderfest „Integration durch Sport und Spiel“ in der Turnhalle Burgstraße
26.09.2013: Weltmusikreise für Kinder in der Grundschule „Am Holländer“ in Döbeln
26.09.2013: Dokumentation “Abschiebung im Morgengrauen” zum Leben von Menschen mit Duldungsstatus in der BRD mit anschließender Diskussionsrunde mit Vertreter_innen sächsischer Initiativen im Café Courage
27.09.2013: Kultureller Lampionumzug im Stadtgebiet Döbeln "Zusammen in Bewegung - gleiche Rechte für alle Menschen!" durch Döbeln
28.09.2013: Workshop "Interaktives Theater als Diskussionsmethode: Forumtheater nach Augusto Boal“ Teil I im Café Courage
28.09.2013: Premiere: "Der Diener zweier Herren" (Komödie von Carlo Goldoni) im Theater Döbeln
29.09.2013: Workshop "Interaktives Theater als Diskussionsmethode: Forumtheater nach Augusto Boal“ Teil II im Café Courage
29.09.2013: Stadtrundgang „Zwangsmigration unterm Hakenkreuz - Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter_innen während des 2.Weltkrieges in Döbeln"
Ergebnisse
Bei den regelmäßigen Vorbereitungstreffen entstanden viele Ideen und gute Kooperationen, teilweise auch mit neuen Menschen und Initiativen. Verstärkt versuchten wir dabei, die Organisation der „PRISMA“ auf viele Schultern zu verteilen, um die interkulturelle Woche als gemeinschaftliches Projekt vieler Vereine, Initiativen und Einzelpersonen in der Stadt Döbeln zu etablieren. Dieser Ansatz ist als längerfristiger Prozess zu sehen. Jedoch ist grundsätzlich zu sagen, dass es erfreulicherweise gelungen ist, dass sich eine zunehmende Zahl von Kooperationspartner_innen in die Gestaltung der interkulturellen Woche „PRISMA“ einbrachte.
Im Rahmen der Evaluation des Vorbereitungszeitraums der interkulturellen Woche „PRISMA“ 2012 entstand die Idee, im Jahr 2013 die Vorbereitungstreffen in Räumlichkeiten der am meiste beteiligten Kooperationspartner_innen zu gestalten (z.B. im Frauenzentrum „Regenbogen“, im städtischen Theater, …), um so eine breitere Beteiligung zu erleichtern und zu fördern. Dies bestätigte sich bei der Umsetzung im Folgejahr.
Alles in allem bot das Veranstaltungsprogramm der drei Jahre aus unserer Sicht eine gute Ausgewogenheit zwischen partizipativen und interaktiven sowie eher informativen und bildungspolitischen Angeboten. Auf besonders hohe Resonanz stießen vor allem niedrigschwellige Veranstaltungen (z.B. Eröffnungsbrunch, Lampionumzug, Kinderfest).
Unser Anliegen, Geflüchtete und Migrant_innen möglichst in alle Phasen der Planung, Organisation und Durchführung der interkulturellen Woche „PRISMA“ einzubeziehen, konnte leider nur teilweise realisiert werden. Positiv wirkten sich an dieser Stelle sicherlich die zweisprachige Öffentlichkeitsarbeit und die durch andere Projektmodule unterstützten guten Kontakte zu den in der Flüchtlingsunterkunft lebenden Menschen aus. Gleichzeitig ist auch dieser Punkt gerade im ländlichen Raum und der damit z.B. einhergehenden sehr geringen Existenz an migrantischen Selbstorganisationen als längerfristiger Prozess zu sehen.